Indien - Das Land der Gegensätze

Die kontinentale Größe Indiens und die immense gesellschaftliche Bandbreite dieser Nation, die verwirrende Vielfalt des Landes, sein bereitwilliges Öffnen und schroffes Verweigern, seine unzähligen Widersprüche erschweren ein Verstehen. So hat die zehntgrößte Industrienation eine Analphabetenquote von 40 Prozent und 450 Millionen Menschen unterhalb der Armutsgrenze, aber zugleich Scharen von höchst befähigten Computerspezialisten.

Indien ist somit ein Land voller Gegensätze, wobei Kinder und Frauen am stärksten unter diesen Gegensätzen leiden. Auf der einen Seite bietet das Schwellenland einen sichtbaren technologischen Fortschritt und einen anhaltender Wirtschaftsboom mit durchschnittlichen Wachstumsraten von jährlich größer 5%. Auf der anderen Seite Menschen, die in ärmlichsten Verhältnissen in Slums leben.


Jedes dritte untergewichtige Kind der Welt lebt in Indien.

Chronische Mangelernährung ist eine der Hauptursachen für Todesfälle bei Kindern und beeinträchtigt die gesamte geistige und körperliche Entwicklung von Millionen von Kindern. Fast die Hälfte aller Kinder unter drei Jahren sind als Folge chronisch unzureichender Ernährung zu klein für ihr Alter und drei Viertel dieser Altersgruppe leidet unter Anämie. Ähnlich schwerwiegende Folgen hat die schlechte Versorgung mit sauberem Trinkwasser und sanitären Anlagen. Nur ein Drittel der Bevölkerung hat Zugang zu einer hygienischen Latrine oder Toilette. Gleichzeitig haben nur drei Viertel der Landbevölkerung sicheres Trinkwasser, in einzelnen Bundesstaaten sogar deutlich weniger.

Die Folgen: Jedes Jahr sterben etwa 400.000 Kinder unter fünf Jahren an den Folgen von Durchfall. Millionen Kinder erkranken mehrmals im Jahr an Durchfall oder leiden an Hepatitis A, Wurmerkrankungen sowie Infektionen der Augen und der Haut. Hinzu kommt, dass jährlich mehr als zwei Millionen an Infektionen wie Lungenentzündung, Masern oder Tetanus sterben.


Von 100 heute in Indien geborenen Kindern

  • ...existieren 65 offiziell gar nicht, weil sie keine Geburtsurkunde haben.
  • ...werden 6 bis 7 ihren ersten Geburtstag nicht erleben.
  • ...wird nur jedes zweite gegen die gefährlichsten Kinderkrankheiten geimpft.
  • ...werden nur 25 die Grundschule erfolgreich abschließen.

Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 414 Millionen Kinder in Indien in Armut und ohne Chance auf Bildung aufwachsen müssen, um später von der Gesellschaft ausgeschlossen zur großen Gruppe der benachteiligten Analphabeten zu gehören. Etwa jedes fünfte Kind in Indien geht nicht zur Schule und hat somit praktisch keine Möglichkeit, jemals Schreiben und Lesen zu lernen. Dadurch haben diese Kinder keine Chance auf einen qualifizierten Beruf mit entsprechender Entlohnung. Diese Situation ermöglicht lediglich ein Leben am Rand der Gesellschaft. Mädchen und Frauen zählen in Indien oftmals zu den Menschen zweiter Klasse. Unter ihnen ist der Analphabetismus besonders stark verbreitet, der in ländlichen Provinzen mit einer Analphabetenrate von 54% zu Buche schlägt.

Viele Mädchen, die aus unterschiedlichsten Gründen die Schulausbildung abbrechen, müssen sich in das Heer der zwölf Millionen arbeitenden Kinder einreihen. Sie leisten harte Arbeit – von täglich mehr als vier Stunden Mitarbeit im Haushalt, bis hin zur Ausbeutung in der Teppichindustrie oder in Steinbrüchen. All dies trägt dazu bei, dass unzählige weibliche Säuglinge kurz nach der Geburt bzw. schon im Mutterleib getötet werden. Patriarchalische Strukturen, tiefer Status von Frauen und Bevorzugung von männlichen Kindern sind die Hauptgründe dafür, dass das Überleben von weiblichen Säuglingen und Kindern in Indien gefährdet ist.

  • Von den 12 Millionen Mädchen, welche jährlich in Indien geboren werden, werden 1 Million ihren 1. Geburtstag nicht erleben.
  • Ein Drittel dieser Mädchen stirbt bei der Geburt.
  • Jeder 6. Tod eines Mädchens ist auf Geschlechterdiskriminierung zurückzuführen.

Nur 5,- € kostet die Menge Reis, die nötig ist, um ein Kind in Indien einen Monat lang zu Ernähren.